Mit Salz Immobilien kaufen?

07.05.2024   Chantal Seiler-Kenzelmann

Turtmann Schumacher
Stockalper-Gasthaus in Turtmann

Salz als Zahlungsmittel im Oberwallis zu Stockalpers Zeiten

Heute gibt es Salz in Unmengen, früher jedoch war der Besitz von Salz noch bedeutend wertvoller. Durch die Jahrhunderte war der Begriff des Salzes verbunden mit Reichtum, Ansehen und Prosperität. Dabei wurde Salz nicht nur als Gebrauchsmittel zum Würzen der Speisen und in der Landwirtschaft benutzt, sondern galt auch als beliebtes Tausch- und Zahlungsmittel. Der Salzhandel bestimmte an vielen Orten das wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen, so auch im Wallis.

Salz als lebensnotwendiges Gut für Mensch und Tier konnte lange Zeit nicht in allen Ländern gefördert werden. Oftmals waren finanzielle Gründe ausschlaggebend: Die Investitionen in die Gewinnung waren zu hoch, es fehlten die liquiden Mittel. Länder ohne Salzvorkommen – wie das Wallis – waren dabei auf gute Handelsbeziehungen mit Salz fördernden Ländern angewiesen. Das Problem der Beschaffung der liquiden Mittel zur Bezahlung des Salzes war für Volk und Regierung von immenser Bedeutung. Obwohl die Salzgewinnung meist beschwerlich war, die Transportwege lang und die Investitionen hoch, war der Handel mit Salz auch ein lukratives Geschäft. Wer Salz besass, konnte damit handeln und tauschen.

Die Salzversorgung des Wallis hing eng mit dem Handel über den Simplonpass zusammen. Schon seit der Römerzeit war der Simplonpass wichtig für das Wallis und beeinflusste die Politik massgeblich. Kaspar Stockalper verhalf im 17. Jahrhundert dem Handelsweg über den Simplon zu seiner bedeutenden Stellung. Er liess den Passweg ausbauen, baute Susten entlang des Saumweges und schloss Verträge mit verschiedenen Handelspartnern ab. So konnten wichtige Güter wie Salz über den Simplon geführt werden. Der Simplonpass wurde damit zum wichtigen politischen Instrument. Spanien-Mailand begehrte den Pass zur Verschiebung ihrer Truppen und auch die Französische Krone suchte die Passüberquerung für sich zu gewinnen. Stockalper gelang es, mit beiden Parteien zu verhandeln und von beiden Seiten das wertvolle Salz zu erhalten.

Nicht nur Salz galt als beliebtes Tauschmittel. Geld konnte im 17. Jahrhundert jede mögliche Form annehmen: Stockalper tätigte Zahlungen mittels alpiner Zahlungsformen wie Schweinen, Schafen, Kühen, Heu, Häuten, Fellen, Butter und Käse, ebenso wie er Schulden und Zinsen durch Liegenschaften tilgen liess und diverse Dienste mit Salz bezahlte. Indem Stockalper mangels liquider Mittel Salz als Tausch- und Zahlungsmittel einsetzte und den Salzfundus gewissermassen als Bank benutzte, gelang es ihm, wertvolle bare Münzen zu beschaffen und diese für weitere Salz- und andere Warenbezüge sowie Immobilientransaktionen einzusetzen.

Nachdem der Salzvertrag von Stockalper mit der Landschaft Wallis abgelaufen war, verweigerten einzelne Zenden – Sitten, Siders, Leuk und Visp – Stockalper dessen Erneuerung. Beim nachfolgenden Sturz von Stockalper mögen Neid, persönliche Feindschaften und finanzielle Abhängigkeiten (viele Leute der Führungsschicht waren Schuldner von Stockalper) mitgespielt haben. Ebenso können der immense Reichtum Stockalpers und der politische Aufstieg Brigs auf Kosten Sittens und Leuk als mögliche Gründe für eine Verschwörung gegen Stockalper gelten. Durchaus denkbar wäre auch, dass die schwindende Bedeutung des Simplons die Position Stockalpers zusätzlich schwächte und ihn anfällig für einen Angriff seiner Gegner machte.

Nach dem Sturz Stockalpers wurde die Salzversorgung im Wallis von der obrigkeitlichen Landschaft kontrolliert. Der Landrat entzog den privaten einheimischen Pächtern das Monopol und kümmerte sich abermals selbst um den Handel mit Salz.

Fazit: Die Bedeutung des wertvollen Salzes als Tausch- und Zahlungsmittel war wie andernorts auch im Oberwallis ausserordentlich gross. So wurden unter anderem verschiedenste Immobilientransaktionen mit der Hilfe von Salz abgewickelt. Aus heutiger rückwirkender Sicht ist diese Entwicklung immer noch äusserst spannend. Nichtsdestotrotz werden Immobilienkäufer heute wohl kaum jemanden finden, der ihnen seine Liegenschaft im Tausch für Salz überlässt…

Vgl.: Bedeutung des Salzes als Tausch- und Zahlungsmittel im Wallis des 17. Jahrhunderts unter Kaspar Stockalper vom Thurm

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